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Ihr nächstes Buch?

Wäre die Abiturientin Toni ein Element, wäre sie Feuer. Sie brennt für politische Ideale und kämpft leidenschaftlich für Frauenrechte. Auf einer Party begegnet sie Jona und ist sofort schockverliebt. Auf einer Demo treffen sie sich wieder, dann immer öfter, bis Toni nur noch an Jona denkt: die mit den intensiven Augen, der ungebrochenen Aufmerksamkeit – und den vielen Geheimnissen. Wohin verschwindet sie? Wovor hat sie Angst? Je mehr Toni wissen will, desto mehr entzieht sich Jona.

Allmählich erfährt Toni, dass Jona sich vor ihrer Familie versteckt und ihre Lebensrealität weit entfernt ist von dem, wofür Toni kämpft. Die beiden müssen ihre Beziehung zwischen Freiheit und Verzicht neu ausloten.

 

8 Fragen an die Autorin:

 

Liebe Frau Trentzsch: Ihr erstes Buch war ein Sachbuch über Mütter und Töchter, jetzt haben Sie mit „Das konkrete Leben“ Ihren ersten Roman geschrieben. Wie kam es dazu, dass Sie sich diesmal für eine Geschichte in Romanform entschieden haben?

 

Das literarische Schreiben war zuerst da. Ich schreibe schon seit vielen Jahren Geschichten. Das ist meine eigentliche Leidenschaft. Ein Sachbuch zu schreiben hatte ich nicht geplant. Es ist auch eine erfüllende Beschäftigung mit einem Thema, viel strukturierter und erarbeiteter als ein literarischer Text. Fiktive Geschichten sind intuitiver, lassen mehr Freiraum. Aber im Grunde ist die Kombination von einem Thema, das mich interessiert und das Schreiben darüber die perfekte Mischung für mich. Welche Form ich dann wähle, sind Abwägungen, Gelegenheiten und Inspiration.

 

Die Hauptfigur Toni ist jung, sucht ihren Platz in der Welt und ringt mit Freundschaft, Liebe und Engagement. Was hat Sie an dieser Lebensphase besonders interessiert?

 

Es war keine bewusste Entscheidung, die Figuren haben sich aufgedrängt. Aber im Nachhinein vermute ich, dass mich die Kraft, der potentielle Aufbruch dieser Phase sehr anzieht. Bei Frauen ist sie oft von Unsicherheit und Selbstzweifeln überdeckt. Zentrale Ereignisse wie Liebe, Freundschaft und Politik spiegeln diese Krisen und bieten zugleich Wege, sich selbst kennenzulernen und Neues zu entwickeln. Ich mag an meinen Figuren, wenn sie realistische Subjekte ihrer Zeit sind und zugleich eigenwillig, mit Eigenschaften, die ich jungen Frauen gerne zuschreibe: sich nicht zu sehr anzupassen an die Erwartungen der Gegenwart, mit weniger pädagogischem Auftrag die Welt verändern, nicht alles beurteilen und kontrollieren zu müssen; Leidenschaft und zugleich eine Spur Gelassenheit zu kultivieren.

 

In Ihrem Buch spielt auch die Familie von Jona eine große Rolle, in der Homosexualität nicht akzeptiert wird. Wie sind Sie an dieses schwierige Thema herangegangen, ohne Klischees zu bedienen?

 

Ich lerne über meine Arbeit sehr viele verschiedene Menschen kennen aus allen möglichen Lebensbedingungen, mit vielfältigen Hintergründen und Geschichten. Da erübrigen sich schnell alle Klischees. Menschen sind keine Klischees und nicht zuletzt, wenn man ihnen begegnet, merkt man das sofort. Auch wenn es natürlich strukturelle Gemeinsamkeiten oder erklärbare Zusammenhänge gibt. Das ist aber etwas anderes.

 

Sie arbeiten als psychosoziale Beraterin – das heißt, Sie begegnen wahrscheinlich oft Menschen in Krisen oder mit Konflikten. Hat diese Erfahrung Ihr Schreiben beeinflusst?

 

Ja schon, aber Konflikte und Krisen haben alle Menschen, mich selbst eingeschlossen. Insofern findet man die Themen überall.

 

Im Roman geht es stark um Identität, Selbstbestimmung und den Mut, die eigene Stimme zu finden. Sehen Sie „Das konkrete Leben“ auch als politisches Buch?

 

Es werden zumindest viele politische Themen der Zeit verhandelt, wie Gewalt gegen Frauen, Sinn und Zweck von politischem Engagement, gegenwärtige Beziehungskonzepte, Generationenbeziehung, Milieuunterschiede, Abwägen von Recht und Gerechtigkeit etc. Ich wollte aber dezidiert keine politische Position, keinen Auftrag, keine ‚richtige‘ Sicht auf die Dinge vermitteln, sondern sie als offene Fragen verhandeln, auf die es keine abschließenden Antworten gibt und geben kann. Denn Menschen erleben und sehen die Welt immer aus der eigenen individuellen Perspektive. Diese Einzigartigkeit ist mir wichtig. Sie sollte jedoch nicht verhindern, dass Menschen sich verbinden und punktuell übereinstimmen.

 

Der Titel klingt einfach, aber auch sehr aufgeladen: „Das konkrete Leben“. Wie ist er entstanden, und was bedeutet er für Sie persönlich?

 

Das ist ein Zitat aus dem Text von der besten Freundin der Protagonistin. Für mich drückt es sowas aus wie: der Mensch, mit dem ich gerade zu tun habe; die Gegebenheiten, mit denen ich aktuell befasst bin; Dinge, auf die ich jetzt Einfluss habe; zu tun, was mich gerade inspiriert. Also mehr präsent und im Kontakt zu sein, als mit großen Konzepten, Aufträgen und Erwartungen durch die Welt zu laufen. Das gefällt mir, wenngleich es diese großen Ideen natürlich auch irgendwie braucht. Aber für meinen Geschmack weniger laut.

 

Ihre Figuren sind sehr menschlich, die Fehler machen oder verletzend sind. Wie schaffen Sie es, beim Schreiben empathisch zu bleiben und trotzdem klar zu benennen, was schiefläuft?

 

Ich weiß nicht, vielleicht ist es eine Lehre und Erfahrung der Psychoanalyse, die mich eh massiv inspiriert. Jedenfalls mache ich die Erfahrung bei der Arbeit oft: Ich höre drastische Dinge und ordne sie ein in gesellschaftliche sowie individuelle Bedingungen, generell menschliche Konflikthaftigkeit und Begrenztheit. Ich habe nicht die Vorstellung einer fehler- und konfliktfreien Welt. Wenn man das nicht erwartet, ist Empathie gar nicht schwer. Wenngleich Schieflagen benannt werden müssen und Menschen für ihre Taten in Verantwortung genommen werden sollten. Aber nicht auf moralischer Ebene, sondern eher mit der Haltung: jeder Mensch kann aus dem Ruder laufen und es braucht Gegenüber und Strukturen, die das begrenzen.

 

Was wünschen Sie sich, dass Leser*innen aus dem Buch mitnehmen – vielleicht etwas, das über die Geschichte hinausreicht?

 

Offen und neugierig zu bleiben im Kontakt mit Menschen anderer Realitäten und Werte. Für sich und die Liebsten einzustehen. Den Humor nicht zu verlieren.

 

Vielen Dank!

Das konkrete Leben

Artikelnummer: 978-3-89773-183-7
20,00 €Preis
inkl. MwSt.
Anzahl
  • Sarah Trentzsch arbeitet als Koordinatorin bei der Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen. Freiberuflich ist sie tätig als Psychosoziale Beraterin. „Das konkrete Leben“ ist ihr Romandebüt. Im Mai erschien ihr Sachbuch „Wofür wir Töchter unsere Mütter brauchen“ im Gutkind Verlag. Sie lebt in Berlin.

  • Hardcover, ca. 232 Seiten, Format 12 x 19 cm

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